A Star is born aka “hier komm ich nicht lebend raus”

Und schon wieder ist Montagabend. Ich sitze also in der Bahn. Auf dem Weg nach Hause, in meine warme schöne Wohnung, wo ein voller Kühlschrank, eine Hose ohne Knopf und eine kuschelige Sofadecke auf mich warten.

Ich sitze hier also schon wieder mit aufgeklapptem Laptop, denn über das Telefon kann ich keine Musik hören. Ich bin am Laden. Wenn ihr den letzten Beitrag gelesen habt, dann wisst ihr ja: täglich grüßt das Murmeltier.

Aber heute ist es anders. Heute muss ich um mein Leben bangen. Warum?

Die Viren.

Rechts neben mir, auf der anderen Seite des Ganges hat, sich ein Pärchen niedergelassen. Zumindest sind es eine Frau und ein Mann, und sie scheinen sich zu kennen. Ich weiß nicht, ob ich eine wesentliche Beschreibung vor oder nach dem eigentlichen Ereignis schildern sollte. Spannungskurve und so.
Also gut, sie ist Chinesin. Oder eine andere Art von Asiatin (bitte an dieser Stelle keine Nazi-Hetze, ich habe immerhin einen schwarzen Freund. Aber seien wir mal ehrlich, woran unterscheidet man die Chinesen von den Japanern?)

Auf jeden Fall kann ich mit meinen Vorurteilen nicht umhin und frage mich sofort, ob sie sich auf natürlichem Wege kennengelernt haben oder …. na, ob er sie gekauft hat.

Schande über mein Haupt.

Ich weiß. Aber nach VOX, RTL2 und einiger Zeit im TV-Business stelle ich mir solche Fragen eben.

Worum es eigentlich geht: Seitdem wir uns auf unseren ausgewählten Plätzen niedergelassen haben, niest und röchelt sie. Und sie scheint nicht in Besitz eines Taschentuchs zu sein. Also zieht sie hoch bis zum Mount Everest.
Ich bin angewidert. Während sie dasitzt, gibt sie leise Stöhngeräusche von sich. Ich frage mich, ob es Ganzkörper-Quarantäne-Anzüge auch im Einzelhandel zu erwerben gibt.

Noch dazu kommt, dass Chinesen ein äußerst unwestliches, ja gar ekelerregendes Verhalten mit ihren Körperflüssigkeiten an den Tag legen. Ich hatte mal das Vergnügen Asien und insbesondere China zu bereisen. Dazu kommt, dass ich in einer Universität mit sehr sehr vielen chinesischen Austauschstudenten studiert habe.
Was soll ich sagen: neben ekelhaften Nasen- und Rachengeräuschen, lieben sie Currywurst. Und das offenbaren sie jedem mit lauten Kaugeräuschen. Wie ich dazu stehe, habt ihr ja auch schon im letzten Beitrag der Zuggeschichten erfahren.

Um mal die Chinesen in Ruhe zu lassen.
Der Mann an ihrer Seite packt ein Brötchen aus, dass er offensichtlich bei einem beliebten Selbstbedienungs-Bäcker erworben hat. Aus Angst, dass der starke Schneefall in Berlin ihm eventuell seine Brötchentüte durchweichen kann, hat er seine Frikadellen-Semmel einfach mal in 3 Tüten gesteckt. Diese wickelt er nun langsam eine nach dem anderen auseinander, um daraus geräuschvoll einen Teller zu formen.

Der Mann vor ihm, der ganz nebenbei ein Tattoo bis zum Hals hat, wendet sich nervös von seiner Zeitung ab und wirft einen bösen Blick durch den schmalen Schlitz nach hinten. Mit so einem Tattoo ist der böse Blick aber gleich doppelt böse. Hat er aber nicht gesehen. Wie auch. Die Frikadelle muss zu Ende ausgepackt werden.

Während also ausgepackt und gekröcht, geniest und gerotzt wird, stecke ich meine Kopfhörer in meinen Laptop und drehe Lady Gagas a star is born ganz laut. Is that alright?

Ich lasse meinen Blick melancholisch aus dem Fenster schweifen. Wer das bei Dunkelheit schon mal gemacht hat, weiß: da ist nichts außer die pure Wahrheit des Spiegelbildes. Also doch keine Melancholie. Mein Blick fällt durch die Spiegelung auf den Desktop der Dame vor mir. Braunes lockiges Haar, eine cognacfarbene Handtasche und ein Online-Schuh-Shop lassen diese Mutmaßung zu. Da würde jetzt wohl niemand wegen Vorurteilen aufhorchen.

„Kauf sie nicht“ möchte ich schreien. Entscheide mich dann aber, das nicht zu tun und sie in ihrer und mich in meiner Welt zu lassen. In meiner werde ich gerade von Bradley Cooper besungen. Too far gone. Ob es sich wohl gut anhört, wenn ich zurück singe? Wahrscheinlich nicht. Es möchte ja auch niemand, dass noch so eine Blogkategorie ins Leben gerufen werden muss.

Plötzlich werde ich aus meiner Träumerei gerissen. Die Schuh-Frau fängt auch das Niesen an. Bitte nicht. Ich werde umzingelt. Ihr ausartender Nies-Anfall wird von einer Melodie unterbrochen, die sich durch Bradley hindurch mein Gehör verschafft. Ich schaue ungläubig hoch. Das Telefon des Chinesinnen-Mannes klingelt und spielt dabei eine Sirtaki-ähnliche Musik ab. Ehrlich jetzt? Und ihr werdet es nicht glauben:

Es ist ein Klapphandy. Mit einem Bommel-Anhänger.

Der Blogpost könnte hier jetzt vorbei sein. Wäre es doch schon ein fulminantes Ende für so eine unbedeutende Montagabend-Fahrt. Aber nein, denn…

der Sirtaki-Mann fängt an zu husten. Laut und ohne sich irgendetwas vor den Mund zu halten. Der Mann vor ihm schaut erneut um sich und sein Tattoo vibriert. Umsonst, denn wenn er nicht schon die Bazillen von YingYang bekommen hat, dann spätestens jetzt die vom Sirtaki-Mann.

Endlich kommt die Durchsage, dass wir gleich in den Bahnhof einfahren. Ich packe schnell zusammen, möchte ich schließlich schnell den Zug verlassen. Es ergibt sich aber, dass YingYang & Sirtaki auch aussteigen wollen. Und dann passiert es.

YingYang berührt meinen Ärmel.

Jetzt ist es klar, hier komm ich wirklich nicht mehr lebend raus.
Und wie das Schicksal es will, dringt leise Musik in meine Ohren.
Lady Gaga flüstert zu mir.
Heal me.

1 Kommentar

  1. Hey Nina,

    find deinen Blog voll süß. Find bisschen schade, dass du die Jahrtausende alte chinesische Vorliebe für Currywurst fressen und einfach sehr laut Geräusche mit Körperflüssigkeiten hochziehen jetzt so öffentlich gemacht hast. Ich verrate doch auch keinem wie gern du deinen Rasen auf zwei Zentimeter trimmst und Kartoffeln von deinem KPM Porzellanteller in dein Maul stopfst.
    Naja, aber wieder top Einrichtungstipps.
    Dein YingYang.
    P.S.: Hatschi

Schreibe einen Kommentar zu YingYang Ling Ling Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial