Ich öffne zum hundertsten Mal Instagram und klicke mich durch die Stories. Bei einer bleibe ich hängen. Darin ist zu sehen, dass meine liebe Blogger-Freundin Sylke von hauptstadtgedanken sich zum Mittag einen super lecker aussehenden Smoothie gemixt hat.
Während ich das sehe, sitze ich mit Jogger auf der Couch, lese Artikel darüber was die Stars aus Unsere kleine Farm heute tun und meine Haut blüht nur so vor Akne. Jetzt fühle ich mich furchtbar. Immer diese sozialen Medien, verdammt.
Ich schreibe ihr, wie sehr ich sie für ihren Tatendrang bewundere und dass sie immer soviel selbst macht (umweltfreundliche Maschinenreiniger, Brote, Essen, Putzmittel etc.). Gleichzeitig erzähle ich ihr, dass ich gefühlt nichts Sinnvolles mit meiner freien Zeit anfange. Dabei müssten viele Blogartikel geschrieben, Perso verlängert und kreative Designs erstellt werden. Oder ich könnte mal wieder lettern üben, Pinterest endlich verstehen lernen und und und…
Und was tue ich? Schaue Stories, putze das Nötigste in der Wohnung, schlurfe so rum und mache nicht das Beste aus meiner Zeit. Wieso ist das so und muss ich das überhaupt? Und wenn ich das nicht muss, warum habe ich dann ein schlechtes Gewissen?
Natürlich muss ich nichts. In Zeiten von Meditation, Achtsamkeit & Co. muss ich ja einfach nur auf mich selbst achten und das tun wozu ich mich gerade in der Lage fühle. Ist doch ganz einfach oder?
Sylke schreibt „Ich habe das Gefühl, ich möchte eigentlich einen Brunnen in Afrika bauen, stattdessen bekomme ich nur den Obstkauf hin…“.
There we go.
Wieder merke ich, dass wir alle diesen Brunnen haben, den wir gerne bauen würden, es aber einfach nicht schaffen. Alltag, Arbeit & Trägheit halten uns davon ab. Vielleicht aber auch ein bisschen das Gefühl, dass wir es eh nicht schaffen? Warum sollten wir ausgerechnet jetzt den Brunnen bauen? Ist der Aufwand den Output wert? Und was haben wir von dem Brunnen, wenn wir dann eh wieder auf den Acker müssen?
Während ich das tippe, merke ich es selbst. Ich brauche den Brunnen mit Wasser, um den Acker zu gießen. Ohne Wasser kann meine Arbeit keine Früchte tragen. Kurz gesagt: ohne unsere kleinen feinen Projekte, die uns ein gutes Gefühl geben, wenn wir sie durchgezogen haben, verfallen wir in Trägheit. Und Trägheit gehört nicht umsonst zu den sieben Todsünden.
Versteht mich nicht falsch, ich bin auch sehr gerne faul. Und das sollte man auch. Letztlich geht es aber immer um die Dosierung. Wie uns schon bei der Ernährung eingebläut wird: alles in Maßen ist okay. Also halten wir es mit unseren Nichtstun-Phasen doch genauso. Wenn’s geht noch ein bisschen bewusster, damit wir das Faulenzen auch genießen können und uns hinterher nicht immer so schlecht fühlen. Am Ende geht es aber darum, dass wir uns danach auch wieder aufraffen können und etwas für uns tun, auf das wir stolz sind und das uns ein gutes Gefühl gibt.
Natürlich muss man nicht gleich einen Brunnen bauen. Vielleicht reicht schon das Rezept, das man so lange schon nachkochen wollte oder die Wand, die einen frischen Anstrich bekommen soll.
Und ich bin sicher, dass in diesem Moment jeder von euch seinen ganz eigenen kleinen Brunnen im Kopf hat. Die Frage ist nur, ob ihr auch zulasst, daraus Wasser schöpfen zu können.
In diesem Sinn, happy Brunnen-bauen euch allen.
Sehr schön geschrieben, liebe Nina. Bringt zum Nachdenken. Und ja, habe auch diesen Brunnen. Werde jetzt noch mehr darauf achten, aber auch Ruhephasen einlegen. Wie du schon sagtest, ist wichtig.
Liebe Grüße, deine Vanessa Cruz
@vanessa.cruz.5