Apple & die Chipstüte

Jetzt greift sie schon zum 58. Mal in ihre Chipstüte und kaut dann lauthals darauf herum. Während sie das tut, kann ich ihr Abbild im dunklen Fenster sehen. Ekelhaft.

Ich habe nichts gegen Chips. Ich mag sie nicht so sehr, aber ab und an gönne ich mir auch mal so ein krosses Geschmacksverstärker-Chipslet. Allerdings finde ich, dass es sowas wie einen Zug-Knigge geben sollte. Und Chips essen sollte darin so verboten werden wie ein geschlechtsfähiger Trump.

Zu dieser missständlichen Situation kann es natürlich nur kommen, weil ich meine Kopfhörer vergessen habe. Aber soll ich euch was sagen. Die Schuld weise ich trotzdem von mir. Wieso?

Fangen wir mal vorne an:

Vor kurzem ist mir mein geliebtes rosa Apple-Telefon (ja, ich hab echt so eins) einfach ausgegangen. Von da an ward es nie wieder in funktionsfähigem Zustand gesehen. Wie auch immer, kurzerhand bekam ich ein „neues“, besseres. Das Nachfolgemodell. Das iPhone 7. Und damit machte die „wir machen alles komplett anders als die anderen und nerven auf technolgische Art & Weise“-Masche von Apple einen neuen Sprung. Denn mit diesem Telefon sollte es keinen Audio-Port mehr geben. Nein, alles ist besser und revolutionärer. Wir machen jetzt alles über den Lightning-Anschluss.
Tolle Idee für alle, die ihr Handy laden und gleichzeitig Musik hören wollen. Aber wer macht das schon? Pendler, Eltern, die ihre Kinder ruhigstellen oder Social Media Marketers? Pah. Apple weiß es besser.
Also brauche ich für mein tolles Telefon immer diesen bestimmten Kopfhörer. Okay, gut.

Damit nicht genug. Ich verfüge über ein weiteres innovatives Apple Produkt. Ein MacBook Pro. Mit Touchbar. Tolles Teil. Bis zu dem Punkt mit den Anschlüssen. „Wissen Sie, der USBC Anschluss ist die Zukunft. Damit wird jetzt alles hergestellt.“ tönt noch der Media Markt Mann in meinem Kopf. Aha. Na, dann kaufe ich das tolle Teil mal. Kostet 2000€ und ist von Apple, muss ja gut sein.

Ganz nebenbei steht gerade die Chips-Tante auf. Sie sieht eigentlich wie jemand aus, der weiß, dass man im Zug keine Chips essen sollte. Ich kann mir nicht helfen und zweifle meine Toleranzgrenze wieder an. Der Mann würde sagen ich soll nicht immer gleich so ausrasten. Vielleicht hat er recht. Immerhin ist Montag. Und es ist Januar.

Verdammt, unsere Blicke haben sich getroffen. Sie lächelt mich sowas wie an. Und sie trägt sogar einen Pünktchen-Rock. Wenn sie wüsste, dass ich mein tolles Teil mit TouchBar nur wegen ihr rausgeholt habe. Ich bin ein schlechter Mensch.

Wo wir gerade bei der TouchBar sind. Dieses tolle Produkt verfügt also über 4 (!!!) USBC Anschlüsse und sonst nichts. Außer: einem Audio-Loch-Ding!!! Ernsthaft Apple? Ihr nehmt es uns weg und macht ein Lightning-Ding draus, um dann doch mit USBC ums Eck zu kommen und irgendwie doch wieder zum Audio-Loch-Ding zurückzukehren. Konnte jemand folgen? Nein? Ich auch nicht.

Jetzt habe ich also ständig zwei Kopfhörer bei mir. Einen mit rundem Ende und einen mit eckigem. Welchen ich heute nicht dabei hatte, könnt ihr euch ja denken. Danke für nichts, Apple. Und bevor es „Nimm doch die Bluetooth Kopfhörer“-Kommentare regnet: einfach nein! Diese Ungewissheit nicht zu wissen, ob die Teile jetzt wirklich mit meinem Gerät verbunden sind oder die ganze Welt eine Gesangseinlage von Shania Twain mitanhören kann. That does impress me much.

Nun, sie hat den Zug verlassen und lässt mich zurück. Mit meinen oldschool Kopfhörern im Laptop und einer ganzen DinA4 Seite gefüllt mit sarkastischem, miesem Gedankengut, aufgeschrieben wegen einer fremden Frau mit Pünktchen-Rock. Ob ich leicht zu triggern bin? Bestimmt nicht.

 

 

(Edit: Der Mann fand es übrigens doch unmöglich, die Chips im Zug zu essen)

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial